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Die Novellen Theodor Storme und deren Beziehung auf sein Land und Leben
(USC Thesis Other)
Die Novellen Theodor Storme und deren Beziehung auf sein Land und Leben
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•
Die
Novellen Theodor Storme
und deren Beziehung auf seil.1 Land und Leben.
Eine These
der deutschen Abteilung
der
Universit!t von SAd-KaJ.ifornien
-elberraiaht.
von
:RJy Albert Wilkinson •
den 29. April 1916.
J I
Inhaltsverzeichnis
Kapitel
Seite
Einleitung.
• • • • • • • • • • •
• • • • • •
• 1
I. Storn 1s Lebensgeschichte
• • • •
• • •
• • •
•
• •
• 2
Vorfahren.
• • • • • • •
• • • • • • • •
• • 2
Vaterland und Vaterhaus.
• • • • • • • • •
• 3
Kindhe~t und spAteres Leben ••••
• • • •
II. Storm als Lyriker ••
• • • • • • • • • • • • • •
• 6
.10
Sein hoher Rang ••
• • • • • • • • • • •
• .10
Einfl!sse auf ihn ••
• • • • • • • • • • •
.11
Eigenartan seiner Lyrik ••••••••••• 13
III. Storms Novellen ••••••••••••••••• 17
• • • • • • •
Erste Periode •
zweite Periode.
• • • • • • •
Dritte Periode ••
• • • • • •
• • • • • •
• .17
• • • • • • •
• 22
• • • • • • •
IV. C l1arakteristi ·en • •
• • • • • • • • • • • • • •
• • • • • • • • • • • • • • • • • • •
'
Die Novellen Theodor Storms,
und deren Beziehung auf sein Land und Leben.
Wohl hat kein Teil des deutschen Bodens von
gleicher Gr!sse mehr ber11hmte lf&nner erzeugt,ale die
kleine,an der Nordsee liegende,fast ausl!ndische ; Pro
vin.7. Schleswig-Holstein. Sie ist sehr stolz auf diese,
ihre S8hne,und sie,ihrerseits,sind unermesslich stolz
auf die geliebte Heimat. Im Gebiete der bildenden Kunst
befinden sich Asmus Carstena,Br11~t,und Hru:ro Kagnussen;
der Musik geh!ren Karl Marie von Weber,und Reinecke; His
toriker sind Dahlmann,Theodor Mommsen,Mdllenhoff,und Ro
chus von Liliencron. Doch im Gebiete der Literatur sind
iie Ber4hmten besonders hAufig und wichtig,denn die Zahl
schliesst solche Namen wie Groth,Jenaen,Hebbel,Frenasen,
Detlev von Liliancron,und Theodor Storm ein. Diese haben
alle ~barhaupt ihre ICraft der Heimat zu danken. Besonders
ist das wahr von Theodor Storm.
Um verst!ndlich von Storms Novellen,und von der
Beziehung derselben auf seineHeimat und sein Leben zu
sprechen,ist es notwendig,dass wir zuerst die hervorragen
sten zage seines Lebens schildern.
l
1. Storms Lebensgeschichte.
Ha.ns Theodor Woldsen Storm ist am l~. September
1817 in der kleinen Hafenstadt Husum geboren. Von seiner
Familie v&terlicherseits wissen wir,dass aein Urgrosa
vater ein Pole war. Eines Zweikampfes wegen musste er
sein Vaterlapd verlassen. Er ging nach Schleswig-Holstein,
·und wurde Prediger im kleinen Xirchdorfe Holm.
Der Vater des Dichters war Advokat. Von Natur
kalt,streng,unna.hbar,war er doch im h!chsten Sinne red
lich und edel. Ihm fehlte,sagt Storma intimster und
grasster Lebensbeschreiber,Paul Schatze, •der Sinn fAr
1
den Schmuck und die kleinen Freuden des Lebens.•
Die Mutter stammte aus einer der ältesten Fami
lien des Landes,_ der Patrizierfamilie der Woldsen. Da
her kommt es,dass der Dichter sich anfangs •wolda~n
stormu nannte. Die Woldaen waren seit Jahrhunderten be
deutende MAnner gewesen; Senatoren,Kaufleute,B~rgarmeis
ter,und sonstige wichtige Leute,die sich ein ehrliches
Vernu'Jgen erworben,und durch ihre Gftte,Wohlt&tigkeit,und
Menschanliebe das Herz ihrer Mitbftrger an sich gezogen
hatten. Weit und breit waren sie bekannt und beliebt.
•Noch in meiner Knabenzeit,• erzAhlt uns Storm selbst,
•gab es unter den tftchtigen Handwerkern fast keine Fa
milia,wo nicht von den Voreltern oder Eltern i nes in
den Diensten der Unsrigen gestanden h!tt e; sei es auf
den Schiffen,oder in den Fabriken,oder auch im Hause
selbst. Es waren das Verhältnisse des gegenseitigen Ver-
l
Sch~tze,Theodor Storll!,, 13 .
2
trauans; jeder rdhmte sich des andern und suchte,sich des
>, ,n er
andern wert zu zeigen; wie eine ErbeAliessen es die Eltern
ihren ~indern; sie kannten sieh alle,ttber Geburt und Tod
hinaus,dann sie kannten Art und Geschlecht der Jungen,die
1
geboren wurden,und der Alten,die vor ihnen dagewesen waren•
Die Mutter besass eine heitere,sonnige,fflr die
Poesie und die Schenheiten der Kunst empfindsame Natur. Der
Sohn hat sie innigst geliebt,und von ihr erbte er die Liebe
zwn ErzAhlen und zur Natur.
Als !Cnabe war Storm gewohnt, hinaus auf das Land
zu wander11,und daher kommt seine Liebe zu der Marsch,der
Heide,und den WAJ.dern seiner Heimat. Hinter der Stadt liegt
s ich r.
eine gr~sse,weithin streckende Ebene,woraber das Auge rast-
los sch~-v-eift, un.d nichts oder nur wenig findet , was es fassen
kann. i,an bekommt hier ein Geft\hl der Unerr11esslic}1J.ceit des
Raums. Man bebt. M an schweigt.
Gegen Sftden befindet sich die M arsch,jenes aus
den txallen des Meers geraubtes Land,das man sich nur mit
einern Deicl1 bewahrt. Hier sieht n1an Rinder,tl _ d gr"!nes Weide
land. Durch die Felder ziehen Wassergräben,die im Sonnen
schein schimmern. Die Stare schweifen zwitschernd in der
warmen Luft. Es wird hie und da ein Geh8ft gesehen ,rneistens
auf einer •werfte~, und von Rastern oder Silberpappeln ~ber-
schattet.
Nordw!rts 'L nd ostvv!rts von lius um dehnt sich die
Geest,ein hohes ~fl aches Land,ohne BAume, nur hie vnd da
einige Dornbasche. O stw!trts von der Geest befindet sich
die vo n Stor - i mmer geliebte Heide. ierher kari er oft,ge
wahnlj.c ... an stillen,heisaen Sor nernachrnitt,ag r1. Er selbst
1
1 • -
Von Sch"!tze, Theodor Stor ,, 15,zitiert.
hat sie aufs echenste geacl1ildert. •Hi
im Norden der Stadt
liegt auch das wil d e l~ oor, das rni t sein r d'!stern, tl11heim] ich
en Fl!phe al.len Sonnenschein in sich einzuschlucken scheint,
von der Einsamkeit dieser Kftstengegend ausgebr~tet,dunkle
Vorstellungen des Volksaberglaubens schreckhaft schweben.
Mit ihrer tr~erisch-weltverlorenen Stimr ung ber!hrt das
stille Land der Heide den ~lturruenschen wie ein geheim n i s
volles FAtsel; der romantische Zauber der Einsam.keit ruht
l
auf ihr.•
Die alte Stadt Husu1n war zur ru1abenzeit Storms
nicht so lebendig und m odern wie heutzutage. Noch war die
Eisenbahn nicht so weit nach ~orden gedrun ~ en,und Strassen
beleuchtung gab es auch nicht. M it der flackernden Hand
laterne stolperte es nachts durch die Iden traasen,sowie
Stori ee uns in •Pole Poppensp!ler• schildert. Damals war
sie nur eine kleine ~graue Stadt arn 1 eer.•
l
"Am grauen Strand,am grauen l·eer,
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel dnlckt die D!cher schwer,
Und durcl'1 ie Stille braust das I teer,
Eint!nig um die Stadt.
•Es r auscht kein Wald; es schlltgt im Mai
Kein Vogel ahn• Unterlass;
D fe Wandergans mit harten Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,_
Am Strande weht das Gras.
Von Schfttze, Theodo; ß~orm, 10, zitiert.
"Doch h!ngt mein ganzes Herz an dir,
Dtt graue Stadt a1u eer.
Der Jugend Zauber fllr und fl!r,
H~gt l!chelnd doch auf dir,auf dir,
l
Du. graue Stadt am Meer.•
In so einer Gegend ist der Dichter aufgewachsen.
Seine Eltern,Grossv!ter,und Urgrossviter hatten auch hier
gewohnt. Darum war es ganz nat~rlich,dass der Dichter eine
starke Liebe zu diesem seinem Vaterland hegen sollte,und
das vorangehende Gedicht zeigt uns,dass er sie auch hatte.
Wenn wir der Beschreibung seines Land es,und den Umst!mden
sein~s fnlheren Alters viele Zeit geben,so ist es,weil
dieses Land und diese Umst!nde einen grossen Einfluss auf
seinen Charakter,und auf seine Schriften getbt haben.
Ohne sie und ohne den durch sie gedbten Einfluss h!tte Storm
keineswegs seine ovellen scl1reiben kennen.
Storras mtltterliche Grossmutter wohnte damal.s noch
in deni altv!terlicl1en Hause. Dort konnte an altes Spiel
zeug, die Kleider der Ahnen,und allerlei Seltenheiten aus
der Vergangenheit f'inden. Zu dieser Zeit gab es viele sol
che H!user in Husum. Davon sagt Erich Schmidt: Pin solchen
nordischen Häusern gibt es keinen raschen Wechsel,sondern
eine langlebige Generation l!st die andere sacht ab. Alte
Traditionen werden sorglich vererbt,wie Kästchen und Truhe
1
die Halskette _- und das Brau t kleid der Urahne bewahren; je
des eschlecht erz&hlt dem folgenden seine Erf ahrungen;
Storm, Die Stadt, ~,Aptli~P2 erke, VIII, 19~.
..
- 6
nicht nur im Bilde bleibt der Geschiedene den Nachgeborenen
n&he; ernste:, und heitere Ges.chichtchen,gewichtige oder scherz
hafte Äusserungen sterben nicht aus. Ein starkes Fam1lien
geftl1hl und eine feste Freundschaft erzeugen fort und fort
eine ir r1 besten Sinne gemfttliche,: Geschlossenheit. Piet&t,
Treue,Andacht auch f1lr das ~leine wohnen gleich guten deut
schen Hausgeistern in den aJ.ten R!.umen,wo oft Urvaterhausrat
mit modernem Fabrikat friedlichen Nachtbarschaft hAJ..t und
manches St«ck dem sinnenden Betrachter verklungene T!ne,
verblichene Bilder wiederum vor die Seele ruft. So gut ein
Altertun1 afo~..scher aus schriftstellerischen Berichtungen,Fun
den,gegenwärtigen ZustAnden,AnaJ.ogien,etwa das alte friesi-
sche Iiaue neu schaft, so und treuer kann ich mir aus Storms
werken das Storrasche Haus in seinen Teilen aufbauen, ja
sogar den • Pesel
II
mit dern ricl1tigen Namen nennen. J"edem
Dichter ist es zum Segen, aus einer Landschaft mit stark aus
geprägter,konservativer Staramesart hervorzugehen,sowie eine .
l
bedeutende Mundart sein Sprachverrn!gen nAhrt.•
Theodor besuchte die Grossmutter oft in ihrem
grossen,altväterlichen Hause,und st!berte stundenlang in
den Schubladen und Kisten, betrachtete die aJ.tn1odischen
?(leider, ad.er ging hinaus in den danebe~iegenden Garten,
und urchstreifte das hochgewachsene Gebtlsch. Vielmal setz.,
te er sich zur Grossmutter in ihre Zimrner, und liess sich
die Geschichten vergangener Tage,und die Sagen und M ärchen
der Umgegend erz&hlen. In diesen stillen Stunden bekam er
den Stoff zu 11a.nch ei1 er später geschriebenen lfovelle.
Nachdern er die lateinische Schule Huswns verlassen,
l
Schrni t, Ch!ä,I'a.kteristikep, 4-lto.
ging er in das Gymnasium zu Ldbeck. Einer von seinen Be
kannte1 in dieser Schule war :Hmanuel Geibel. Durch ihn
lernte Storm die Schriften Goethes,Uhlands,und Eichendorffs
kennen. Auch Heine las er begierig. Diese Dichter haben ihn
alle ep~ter einigermaseen beeinflusst.
1837 immatrikulierte er auf die Universit!t ~iel,
wo er Jurisprudenz studierte. Später ging er auf die Uni
versität Berlin,kehrte aber nach Kiel zunlck,um die Staats
examen zu bestehen. Diese zweite Kieler Zeit war f!r Storm
sehr bedeutungsvoll,denn er trat in freundlich Verhält-
nisse mit etlichen Kameraden,nan1entlich Tycho und Theodor
•
Mormusen. Die Mitglieder dieses kleinen ?:reises gaben sich
der ] usik und der Poesie "!ber. arike regte sie hauptsAch
lich an,obgleich Eichendorff un Heine sie auch in Anspruch
nahmen. ~it M erike besonders ftlhlte Storm einen -A.hnlichen
Einklang,und sein Leben lang hegte er fl!r den s~ssen schwä
bischen Dichter eine grosse Neigung.
lß~3 vereffentlichte Storm nebst seinen Freunden,
den beiden Mommsen,das uLiederbuch dreier Freunde•,eine
Samr.alung Gedichte. Storms Beitrag bestand aus ungef!.hr
vierzig Liedern,worin man den Einfluss von Eichendorff und
Heine deutlich sptlrte. Eben daruu1 schloss Storn1 fast alle
derselben aus seiner Gesamtausgabe.
Die Staatsexarnen vorbei,kehrt,e Storni nach seiner
Vaterstadt zur~ck,und ridmete sich ganz den Jura. Im Jahre
18~7 heiratete er Konstanz Esmarsch,aus Segeburg. Die G -
schic~ t e seiner Verlobung kennen wir in -unter dem Tannen-
baum" lesen.
uf das Be ehr Karl Biernatskis nach Prosast~cke
7
fflr seine Jahrb~cher,•szenen und Geschichten aus Schleswig
Holstein•,schrieb Storm einige kleinen Skizzen und Stimmungs-
,
bilder,wofflr •rmmensee•(l852 einzeln ausgegeben) typisch ist.
Diese einzelne Novelle machte ihn der deutschsprechenden
weltbekannt.
Unterdessen war die politische Situation ernst ge
geworden. Zu dieser Zeit waren Schleswig und Holstein unter
dänischer Herrschaft. Jetzt machte die Regierung etliche
Massregeln,die das Gebrauch der dänischen Sprache in Schles
wig beferdern sollten. Die schon lange feindseligen Schles
wig-Holsteiner emp~rten sich;es wurde gefochten,doch am
Ende mussten die Provinzen sich ftlgen. W!hrend dieser Zeit
hatte der patriotische Storni affentlich die Sache des Volks
unterst~tzt,und politische Gedichte geschrieben. Sobal.d
die Dänen gesiegt hatten,durfte Storm nicht mehr Jura aua
&ben. Er musste entweder sich an etwas .anderes wenden,oder
das Land verlassen. Er zog das Letztere vor. Ein IJa.nd, worin ·
das Feind prahlte,das war ihm kein Vaterland.
Er siedelte 185J nach Berlin 4ber,und kurz darnach
bekruu er ein Amt als Assessor zu Potsdam. Ihm gefiel aber
die Stadt Potsdam nicht. Es schien ihm nur ein grosses ~ili
t!rkasino. Er fand nichts gerntltl j_ch darin ,und sehnte sich
nach seiner "grauen Stadt ar.a Meer: Fontane., den er in Ber-
lin kennen gelernt hatte,lachte ihn wege einer
0
Husumerei ''
aus;er selbst war ein echter Preuss un konnte die Aussie h-
ten des Verbannten nicht verstehen. I Jahre 1856 wurde
StorL1 Kreisrichter zu. Heiligenstadt, in Thtlringen, ernannti.
Dies eefiel ihm besser~
Elf Jahre blieb Stor Auslande,un o gleich er
fast j~des Jahr nach Husum zurackkehr.te,um die dableibenden
dt>t.h
Eltern zu besuchen,üoeh d.r!.ngte es ihn~sehr,fern von sein-
en Heirnat wohnen zu m!.ssen.
J h e
Wiederum imi864 wurde es gefochten. it der Hilfe
eines preuseischen Heers gelang es den Schleswig-Holsteinern,
sich von der Herrschaft der Dlnen zu befreien. Auf den Fer
sen des Heers eilte Storm wie der nach Husum zur~ck,wo er zum
Landvogt ernannt vrurde. Doch war sein Gl~ck fort,denn ein
Jahr sp&ter starb die Frau,und liess ihm eine Familie ve -
waister Kinder;r ':äieses war ihm ein schweres Leid,aber er er
gab sich nicht,wie einer von seinen Helden wohl getan h!tte.
Ungef!hr ein Jahr sp&ter{l8 6) heiratete er Dorothea Jensen,
eine alte Freundin seiner ersten Frau. Diese vvurde ihnl eine
gute Hauefrau,und seinen sieben Kindern eine liebevolle Mut
ter.
1869 wurde Storm Amtsrichter,dann Oberamtsrichter,
und endlic 1 1 79 Oberamtsgerichtsrat. Im nächsten Jahre aber
lies er sich von de~ ·praussischen Regierung pensionieren,
s,ch
und zogAnach Hademarachen,einem kleinen,waldumgebenen D8rf-
lein im S~den Holsteins zurllck. Dort wohnte er in friedli
chem Genuss seines Alters,in literarischen Schaffenvertieft,
bis seinen Tod, den l+. Juli 1888 . Kurz davor,an seinen1 sieb
zi asten Geburtstage,hatte sich ganz Deutschland vereint,
um ihm Ehre zu tun.
II. Storm aJ.s Lyriker.
Noch ist es kaum sicher,ob die Nachwelt Storru am
h~chsten als Lyrikar,oder als Novellist sch!tzen wird. In
beiden Gebieten ist er vorzdglich. Sein treuer Verehrer,
Alfre d Biese,sagt: •storms run meisten anerkannte Bedeutung
fllr die Literatur liegt wohl in seinen grossen Novellen; er
1
selbst f!hlte sic h aber im erster Linie als Lyriker." Man-
che Kritiker haben ihn hauptsächlich als Lyriker behandelt,
und sie gew~ren il-:un alle ; ei11.e hohe Stelle unter den deut
scnen Dichtern. Engel scheint er •der Farst deutscher Lie-
2
ders!n ·er nach Goethe,M und später sagt dieser,die Lyrik
3
nach Goethe erstiege in Storrus Gadichtan einen neuen Gipfel.
Und E&nund Lange,der Herausgeber der zweiten Auflage von
?aul Sch~tzens Biographie,sagt mit Bezug auf Storms Rang
als Lyriker,"dass er zu den wenigen ganz grossen Lyrikern
deuts cl1ar Zung e gehart, das bezweifelt unter den Urteilfä-
11-
higen h e 1..it e wohl keina r 1 nehr, " und wieder, u In der Harruonie
zwischen Foru und Inhalt,in der Sch!nheit und Sicherheit
de. sprachlichen Ausdrucks,in der !usseren wie inneren
Rundung stellen sich seine Gedichte unmittelbar neben ie
Goethes; in der Falle der T~ne,~ ~ wechselnden Reichtum der
Empfindungen stehen sie zurllck.' So hoch wird er gesch!tzt,
l
Biese, ~eutsoh e Literaturgeschichte, III,262.
2
Engel, Geschichte der deutschen Literatµr,II, 218.
3 Iden1, t! 19.
~ Sch4tze, Theodor Storm, 286. (Dr. Edmund Lange,Bibliote
kar an der Universit!tsbibliotek in Greiswald gab
die zweite Auflag e dieses Buchs nach dem Tode es
Verfassers aus,und setzte noch ein achtes Buch dazu).
10
und diejenigen,die ihn nicht an die Spit~e der Dichter sei
ner Zeit stellen,mUssen ihm dooh die zweite Stelle,unmittel
bar nach Marike,gewAhren.
Storm gleicht M erike ehr als irgend einem anderen
D~chtar. Erst wAllrand der zweite Kieler Periode lernte er
:!Srikes Werke kennen. Die geist.i ße
erwandtschaft zwischen
den beiden war sehr eng. Dieselbe Liebe zur Eineamkait,zum
stillen Genuas dar Freuden und Sch8nheiten der Natur,die
Neigung zu allem,was sagenhaft und romantisch aus vergange
nen Zeiten war,dae besassen Storrn und M!rike in gleichem
Maas. Storm selbst erkannte diese Verwandtschaft,und aJ.s
Fontane es ibm schrieb,antwortete er,ttGewiss haben Sie Recht,
wenn Sie rnich,_ im "!brigen sana comparaison mit diesen bei
den grossan Lyrikern_ zwischen M erike und Heine stellen,
denn wenn ich auch mit M8rike die Freude am Stillleben und
Humor,mit beiden ann!U'l.erungswaise die S~plizit&t des Aus
druckes gemein habe,so nickt mich doch die grosse Reizbar-
1
keit meiner Enpfindung wieder nAher an Heine.
Schon sehr f rtlh,wie erwähnt,regten ihn die Lieder
Eiohendorffs an,und wie in der Poesie,so auch in der Prosa
finden wir eine enge Beziehung zwischen diesen beiden M ei
stern der deutschen Sprache. Die St~rke Eichendorffs im Ge
biet der Lyrik liegt meistens in der wunderbaren Gabe,St im mung mit wenigen W orten hervorzurufen,und in seiner Neigung
zur Natur,zurn Frllhling ,zum vagelgesa.ng,usw. Diesen Stoff,in
vvunderschener,anmutiger Sprache gefaast,hat Eichendorff in
reizenie, ge:N!hlvolle Lieder hineingedichtet. Denselben Stoff
l
Fontan, Von Zwanzig b~s Dre i ssig, 3~2.
l.L.
hat Stor·· viel·nals benutzt, und dieselbe stimn1ung41hervorrufende
Maoht 4ber die Sprache ist eine von seinen bemerkungswerten
Eigenarten.
•Nun weht schon durch die W!lder
Der kalte Boreas,
Wir streichen durcl1 die Felder,
Von Schnee und Regen nass •
- - -
l
So singt Eichendorff,und preatoJ da stehen wir,frierend,
•
durchnässt,und trftbselig iln feuchten,winterlichen WaJ.de.
Vier Zeilen habenes gewirkt. Ebenso Storm:
"Vora Himmel in die tiefsten K11lfte
Ein · ilder Stern herniederlacht;
· vom Tannenwalde steigen D!fte,
lJnd hauchen durch die Winterl~fte,
2
Und kerzenhelle wird die Nacht.''
Man will auch den Einfluss Geibels in der Stormsohen
3
LyriK erkennen. Das aber l!.sst sich bezweifeln. Zwar als
Jugend hat Storm Geibel als M:1tsch11ler gekannt,1.1nd ihm seine
ersten Gedichte vorgelasen,allein dieser l1!rte Storni nur mit
einen 1 hochm!tigen L!cheln zu, un es ist wahrschainlich, dass
Storu niemals wieder auf ihn oder seine Gedichte achtete,
obgleich er diesem keinen Groll hegte. In einern Brief an
Keller zur Zeit Geibels Tod sagt Storm,•Geibel den Menschen
l
2
3
Eichendorff, Wanderlied der Prager Studenten, Gedichte, 73.
Storu, Wellinachtsl ied, Werke, VIII, 193.
Bartels, Die deutsche Dichtuns der Gegenwart, 171 •
•
12
habe ich allzeit hochgestell t,den Dichter nur sehr bedingt
anerkennen k~nnen; ich gebe nicht mein •oktoberliad• :Nlr
1
seine ganze Lyrik,d.h.,eigentliche Lyrik.• Also ist es
13
sehr zweifelhaft,ob er Storm nach dessen voller :Entwickelung
beeinflusst hat.
Storms Gedichte sind fast immer rein e Lyrll. Man
darf behaupten,dass er kein einzelnes ,bedeutendes Gedicht
je geschrieben hat,das aber die Grenze in ein anderes Ge
biet der Poesie ~berschreitet. Oft h8rt man das Gedicht •oe
schwiaterblutu ein Epos nennen,doch ist es merkw!rdi ,dass
zum Schluss das lyrische Elenent schon wieder auftaucht:
•wir wollen zu Vater und Mutter gehen;
2
Da hat das Leid ein Ende.•
Auch Storm s politische Gedichte sind Lyrik . Sie
sind in keinem Sinne die gew6hnliche •Gelegenheitsgedichte",
jene aintägigen Schriften,die nur dem Tage und d~n Anlass
geltan,und dann wie unbrauchbare Werkzeuge,die ihren Zweok
er:Nlll, haben,beiseite geworfen werden. Eher s ind sie Klei
nodian,die man noch heute gerne liest. Und aus jeder Zeile
strahlt heiss und inbrftnstig die Vaterlandsliebe.
1
2
3
nrn diesem Grabe,wenn das Schwert zerbricht,
Liegt deutsche Ehre fleckenlos gebettet.
Beschfttzen konntet ihr die Heimat nicht,
3
Doch habt ihr sterbend sie von Schmach g~rette~.•
K!ster, Briefwechsel zwischen Storrn und Keller, 197.
Storm, Geschwis terblut , Werke, VIII, 209.
Storm, Gr!ber an der K!lste, Werke, VIII, 2~1.
Wie ungerne er die Heimat verliess und in das
Ausland hinausging, sehen wir in •Abschied":
•Kein Wort,auch nicht das kleinste,kann ich sagen,
l
wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt;u
Er h!rt das Rauschen des fernen Meers,ein M!venschrei hallt
ihm her~ber,das verlassene Vaterhaus steht einsam vor ihm,
doch f'dhlt er,dass er hier im Lande nicht verweilen darf,
unenn Raum ist auf der heimatlichen Erde
F!r Fremde nur, und was den Fremden dient.
11
Er verschweifelte aber gar nicht,dass das Land wie~
der frei werden sollte:
uwir scheiden jetzt,bis dieser Zeit Beschwerde
Ein andrer Tag,ein besserer ges-ah.nt;u
und wieder in •Ein Epilog' sagt er:
urch zage nicht,es muss sich wenden,
Und heiter wird die Welt entstehen,
Es kann der echte Keim des Lebens
2
Nicht ohne Frucht verloren gehen.v
Schon haben wir Sto r 1 ns Gabe erw!hnt, vieles in ,ve
nigen Worten er pfiriden zu lassen. Wir wollen noch eineCha
rakteristik bemerken,die sich hervorragend sowohl in der
Lyrik,wie auch in den Novellen zeigt: nAmJich, ie rnusika
lischetl T!ne, und die Har nonie zwischen Inhalt u11d Ausdruck.
Kaum findet man unter den deutschen Dichtern einen,der ihm
dari gleichko en kann. Wie bei dem Engländer Keats sind
die Wort so s~ss,dass man zuweilen sich beinahe ~bers!tigt
l
2
Storm, Abschied, Werke, VIII, 2%.
Stor , _Ein Epilog , W erke, VIII, 2~1.
f1lh.lt,und das Buoh kurze Zeit beiseite legen mag. •wohl
das lyrisch schanste Gedicht Storms ·, sagt Biese," ist 'Hyazin
then'":
"Fern hallt Musik; och hier ist stille Nacht,
Mit Schlum erdu,ft anhauchen mich d·ie Pflanzen;
Ich habe llamer,irnmer dein gedacht;
l
Ich aachte schlafen, aber du m usst tanzen."
Die Liebe zu seiner Frau hat er aufs schenste aus-
gedruckt:
• So kormne, , tf~ as da komn en rnag
So lang du l e est,ist es ·ag;
U nd geht es in die Welt hinaus,
Wo du mir bist,bin ich zu Haus.
Ich seh dein l i ebes Al1gesicht,
Ich sehe die Schatten der ZUkunft nicht.•
Zuweilen trifft Stor~ einen echten Volkston,wie
im folgenden:
l
2
8
Als ich dich kaum gesebn,
l sst es mein Herz geatehn,
Ict kannt dir nimrnerrehr
Vorl!lbergehn.
F!Ult nun der Sternenschein
Nachts in mein Kämmerlein,
Lieg ich und schlafe nicht
Und enke dein
Storni, Hyazinthen, ferke, VIII, 203.
Storm, Trost, Werke, VIII, 2~9.
2
15
l
•
Ist doch die Seele mein
So ganz geworden dein,
Zittert in deiner Hand,
l
Tu ihr kein Leid."
Storm, Im Volkston I, Werke,VIII, 197 •
16
•
III. Storms Novellen.
Obgleich stonn so hoch als Lyriker geschätzt wird,
doch ist er . aJ.s Novellist ebenso vo~z~glich,und es ist aJ.s
Novellist,dass wir ihn ftberhaupt betrachten wollen.
Mit seinem Freunde,Gottfried Keller,steht Stor1 ::1 an
der Spitze der grossen Meister jenes typischen Kunstwerks,
das die Deutschen wohl mehr als irgend ein anderes Volk
entwickelt haben,der Novelle. Überall e~kennen die Kritiker
in ihm einen der grassten deutschen Schriftsteller,und wenn
•
der Schweizer ihn zuweilen '!bertrifft, doch bleibt, Storrn in
seiner besonderen Gattung,der der romantischen Resignations
novelle,unerreichbar.
Erst als er von der tJniversität nach Husun1 zur!.ck-
gekehrt war,schrieb er 1 8~7 seine erste Novelle,_ Skizze
k!nnten wir sie besser nennen,und von dann bis an die Zeit
seines Todes hat er fast ; edes Jahr eine,zuweilen zwei oder
drei geschrieben. Gerade fflnfzig sind s ie,wenn an die
kleineren Skizzen und MA.rohen dazu z~t. Diese teilen sich
ziemlich genau in drei Perioden ab •
1v1:it der Erscheinung von Starr s "Immensee" samt no eh
vier JTovellen, "M artha un - ihre lThr"(l84-7), "Im Saa.1"(18 4-8),
1
PosthU1na"(l 4-9), und •Ein grtlnes Blatt.''(l ,..>50), alle in
•sommereeschichtenu gesru.arnelt un 1851 ver~ffent: i cht, wurde
der Ruhm des Dichters fest gegrl!lndet.
11
1mm· ensee•• wurde 1852
einzeln ausgegeben,und seitdem ist sie in zal1lreichen Auf lagen ~ber Land und eer hinausg gangen,und noch heute
ist sie, trotz des grasseren Wertes späterer St~cke,
17
'
weithin das bekannteste Werk des Dichters. Er selbst hat
es bodauert,hat aber auch erkannt,das er gerade denselben
Eindruck nie als wieder hervorzubringen ver uo cl1te. Kurz vor
seinem Tode hat er denselben Gedanken auf diese Weise ge
äussert:
'Aus diesen Blättern steigt der Duft des Veilchens,
Das dort zu Haus au f unsern Heiden stand,
Jahr aus un ein,von welchem keiner vrusste,
l
Und was ich später nirgends wieder fand. v
Als kennzeichnend f~r die ganze erste Periode
Storrns literarischen Bestrebens steht
II
I rmnensee ••. Die No
vellen dieser Zeit, zwei oder drei ärchen ausgenomrnen,
sind echte "Resignationsnovellen''. In denselben ist die
''Stinunungsmalerei",wie Sch-atze s1.e rennt,eir1 Selbstzweck.
Und wunuerba r hat Storm diesen Zweck erreicht. In "Immen
see'' J.r~nnen wir die ganz e Charakteristik von dieser Peri
ode sehen.
Am Anfang sehen wir einen Alten. Es ist Zwieli.cht.
Er sitzt 1.r: seine n Zi mrner. ach und nach flllt das Dunkel;
der Mond geh auf,und langsrun 4ber die Wand fortr~ckend,h
leuchtet er ein kleines ild. "Elizabeth l '' murn elt der Alte,
•
tind dj.eser Tame und der helle
1
J Ondenschein bezaubern ihn,_
und uns! Er ist wieder in seiner Jugend. Rtlckblick,immer
die Erinnerune an vergangene Zeiten,_ das ist ein ~erkmal
fast aJ.ler Stornschen Schriften.
Jetzt s ehen wir ihn un Elizabet_ als Kinder. Im
warrnen q nnenschein auf einer gr11nen W iese spielen sie •
l
•
erke, VI II, 25 1-1-.
18
Und hier haben wir zuerst die S hwachheit des Charakters,
die ihr sp&teres Leben verbittert,und den Grund von vie
len Leiden in anderen Stormschen Lebens geschichten bildet.
Reinhard,_ so heisst der Knabe,will nach Indien,wenn er
m~ndig wird,allein Elizabeth muss i hr e M utter um irlaubnis
bitten. "Es wird doch nichts daraus werden; du hast keine
Courage," antwortet er. Und so ist es.
Eine kleine Gesellschaft macht einen Ausflug in den
Wald. Die jungen Leute sollen Erdbeeren suchen. FJ.izabeth
und ReiM.ard finden keine; statt dess en verirren sie sich.
Reinhard ist ungeschickt; er kann sich nichts gewinnen.
Bald reist er nach der Schule ab. Sein Freund
Erich erscheint in die Geschichte; ein r~stiger,energischer
Mann,er gewinnt,mit Hil fe ihrer Mutter,El iz beths Hand.
Reinhard scheint unhandelsf~ig, und Elizabeth gibt ihrer
Mutt er nach; denn sie Phat keine C urage .
Nach Jahren besucht Reinhard den fr~heren Freund
und Jessen Frau. Eines Abends liest er i hr zuf!U l igerweis e
ein erst neulich gefundene s Volksl i ed vor.
•1 1:eine l
1
utter hat•s g ewollt,
.
Den andern ich nehmen sol lt •;
W a s ich zuvo r besessen,
M ein Herz sollt' es vergessen;
Das h a t es n i cht gewoll t.~
Hier haben wir den Schlftss el des Char akters nicht
nur lizabeths und Reinhards, sondern aller Helden in den
19
Storruscl en Novellen der frllheren Zeit. Diesen Leuten :rehlt
die n!tige Kraft, um sich den Schl&gen eines ungflnstigen
Schicksals zu widersetzen. Nicht so viel durc eigene Schuld
als durch die Nach··ebi keit verscherzen sie ihr ebensgl~ck.
Ebenso in "Auf der Staatshof'' betrachten wir die
Ann!.herung des Untergangs an eine junge Frau, die nichts da
gegen karm,und schweigend und geduldig demselben unterliegt.
Wied r in •Auf der Universit&tP befindet sich eine sch!ne,
traurige Gestalt, Lora Beauregard, die anmutige Tochter eines
arn1en franzasiscl1en Flickschnei ers, die aus ihrer niedrigen
Sphäre r1inaufstrebt . Doch halten ihre Kräfte nicht aus, denn
weil sie glaubt,dar Geliebte sei ihr untreu, gibt sie sich
dem ruchlosen "Rauhgrafen'' preis, und erf!\hrt nur zu spät,
dass der Gelie
1
t e ihr i mrner treu gewesen. So verspi elt sie
ihr eigenes Gl~ck,und geht ins Verderben.
Diese Novelle,wie fast alle der ersten ~er ·ode,ist
ein~ reine St irr nungsnovelle; die Stjrnnung ist ihr zvveck,
und vortre fflich hat Storm es gewusst, gerade die W ir ung zu
machen, ie er wt\nscht. Wi e aus dem Nebel tauchen zarte Bil
der auf,_ eine Person,ei Erlebnis ,dann u lh!llt sie wieder
der Nebel. Es ist gar sel ts am,wi'e Storm weiss, solch ein ge
heimnisvolles Licht ~ber diese Bilder zu werfen. Daher k ommt
es zurJ Teil, d ass ie Ge chichten nicht enggebundene Ganze
sind,sondern eine iede besteht aus ·ehreren kleinen Szenen.
In '' Imroensee'' sehen wir zuerst die Kinder auf der W iese spie
len, dann eine Szene aus der Studentenzeit,Weinachten im
Ratskeller; später ein Besuch nach Hause,_ und einen Br ief.
ac J al ren erscheint Re i nhar d aus dem • irgends •• , n acht einen
kurz e1 esuc1 nac "Immensee ~,und geht in die eite elt
2U
hina,;.s. Sechs oder sieben kleine Pastellbilder,mit fast '·ei
nem Zusamnenhang,und doch deuten sie eine ganze Lebensge
schichte,eine traurige,an. Storm will nicht ausftlhrlich aus
deuten,_ er tut es fast niemals. Doch vermag er rit weni
gen kleinen Worten dem Leser ein ganzes Stirnnungsleben zu
schildern. Dann schliesst sich der Nebel,und man kann nur
vermuten,wie es alles steht. Des fr~heren Zigeuner ädchens
.
pl~tzliche Auftauchen am Hofe,und zwei Zeilen eines alten
Liedes lassen uns das ganze Leben Reinhards sowohl des ar
fe~~1ädchens,das vergangene und das kt\nftige,erraten.
•sterben,ach sterben,
Soll ich al.lein.•
An Reinhards erlebte Studentenzeit,und an sein verlorenes
Gl~ck werden wir stark erinnert. Und och erklArt wird uns
nichts.
Die ktlnstlerisc 11 schenste und vollko enste l ovel
le dieser Periode ist viell eicht "Ir ... St. Jtlrgen~(l 67 ).
Darin werden der Held und die Held i n zuerst durch eines Va
ters wahnsinnigen Grillen,dann durch das Schicksal ja.hre
la.11.g von einander getrennt, und zuletzt,wenn der abwesende
Liebi1aber zurdckkehrt, fi det er die Geliebte auf der Toten
b· hre liegen. Durch die ganze Geschi chte tant der Refrain
des SchwaJ.ben1 ·edes:
"Als ich Abschie · nahm,als ic h Abs chied nahrn,
Waren Kisten und Kasten schwer,
Als ich .ieder kam,als ich wiederkam,
W ar alles l eer."
21
Mit Ausn+ie des sonderbaren M~chens, • • Das Spiegel
es Cyprianus, '' war "In St. Jtirgen" ciie erste > velle, die
Stor u nac11 seiner Rt\ckkehr in die Heimat schrieb. Auch e r
hatte viele Freunde au er alten Heimat vermisst; ausserdem
ist ~u Jahre 1865 die geliebte Frau Konstanze gestorben.
Ft1r Storm auch war alles leer. Diese Erlebnisse haben ihn
zweifellos beim Sc 1reiben dieser Geschichte beeinflusst,
und daher kommt aer s~sse,schnerzensvolle Eindruck auf den
Leser.
Allm!hlic,h verändert sich die Eigenart von Storms
1ovellen. Jach und nach werden sie kräftiger und vollkom mener. Das traurig-s~sse R omantische vo Storms •Immensee•
und "In St. Jtlrgen" geht in einen gesunden Realismus tlber.
Anstatt ohne Streben zu erliegen, k Mmpfen die Personen gegen
die ung~nstigen U m stände,die ihr Leben hemrnen,gegen den
Aberglauben,die Intoleranz der ~itb~reer,gegen ererbte Nei
gungen,gegen Fehler,und Schwachheiten,una Sttnden. Und j e
doch m~ssen sie ins Verderben. Die psychologisc hen Problem
novellen treten immer H1ehr in den Vordergrund. Nicht ehr
sind sie einzelne Bilder; sie werden j etzt in ein Ganzes
eng zusammengebunden. Vom Anfang bis zu Ende schreitet die
Geschichte fort. Das Schicksal ist die nat~rli he Folge
des Charakters oder des Ereignisses; es i st unvern1eidlich.
Oft liegt die Schuld des Zugrundegehens nicht so viel auf
dem Helden,als auf den !usser ichen zust!nden,die ihn zwin
gen. Das schien Storm die Eigenart einer guten Tragedie. Er
sagte einmal seinem Freunde,Biese,"Di e Leute wollen fflr
22
•
die Tragik Schuld,d.h.,speziell eigene Schuld des
Helden,und dann Busse. Das ist viel zu eng,zu juristisch.
Wir b~ssen ll Leben viel ~fter f~r die Schuld des Allge
meinen,wovon wir ein Teil sind,:Nlr die der enschheit des
Zeitalters,worin wir leben,des Standes,in de wir oder mit
dem wir leben,flir die Schuld der Vererbung ,des angeborenen
und ftlr die entsetzlichen Dinge,tlie daraus hervorgehen; ge-
'
gen die wir nichts vern 1~gen, :rar die untlberwindlichen Schran-
ken, usw. Wer am Kampfe dagegen unterliegt,das ist der echte,
;!.
·tragis ehe Held."
'
Dieser Ansicht gemäss l!sst Storra das Schicksal
den Helden ·in "Karsten Kurator" wegen ererbten Leichtsinns
fiberfallen,in °Renate" wegen des Aberglauben,in "Ein Be
kenrt n i~ ~ durch ein Versehen des Helden und urch har ak.ter-
'
schwacru1eit, und in "Der Schimmelreiter~ äurch Aberglauben,
durch feintseliga enschen,und arper i iche Schwachheit,und
die 1 Jiacl1.t der Zustände.
Die F rtschritte des Die · ters Eunat sind so all
m!hlich,dass wir kaum ein Datun nennen kannen, wann die Ver
!nderung beginnt,oder wann sie fertig ist. Paul Schdtze be
hauptet,die zweit e Periode beginr e mit dem Fr~hling 1864,
2
und dauere bis in den Fr~hling 1 880. Warum gerade im Jahre
186~ ist nicht ganz klar,denn schon fr~her hatte Storm eine
psychologische ovelle,"Späte R osen"(l 59) geschrieben,und
l
2
JQJster,Briefwechsel zwischen Storm und Keller, 10.
Scl1 1!ltze, Theodor Storm, 176.
23
seine n!chste,wvon
2
Erich Schmidt und
1
Jenseits des !eers,P ersc ien erst l 67.
3
Alfred K~ster stimmen auf das Jahr 1873
l!berein,worin Storm ''Viola Tricolor
11
schrieb. A olf Bartels
beginnt die zweite Periode mit ungefähr der itte der sieb
ziger Jahre,scheint aber Storms Schaffen in nur zwei Perioden
4-
zu teilen. eist nicht s ehr wichtig ,wer recht hat~denn,wie
gesagt,die Grenzen der Perioden sind nicht bezeichnet. Kaum
darf man den Finger auf eine Zeit legen und sagen, "Hier fA.ngt
sie an1•
•
In "Von Jenseits des M eers" beate.ht das Psycholo
gische aus dem Konflikt zwischen der Liebe zur Mutter und der
Liebe zu einem j ungen Mann. Hier gibt Storm - eine befriedigen
de L~sung; denn die Tochter,nachdem sie sich nach Haiti bege
ben hat,findet in d r Mutter nur eine grobe M ullatin, mit der
1
Bartels, Die deutsche Dichtung der Gegenwart, 171, gibt 1867
als Datum von •von Jenseits des [eers ••, Lange, aber, in
2
einer Tafel im Anhang zu Sch~tze,gibt
1
1863-1864- als die
Zeit und Heiligenstadt als den Ort des Verfassens,gibt
aber auch usuu als Ort. Wahrsche ·nlich hatte Storm die
Gescl1ichte schon 1863 in Heillgenstadt begonnen,un erat
i1acl1 seiner R!lckkehr in die Heirnat vollendet oder wenig stens ausgegeben. Biese( III, 273) gibt das Datum 1853
ft!r "Von Jenseits des 1 eers'',doch ist dieses sichtlich
ein Erratum,denn amals war Storm soeben in den preu
ssischen Dienst etret en und schrieb dberhaupt nichts.
Auöserdem ist "Von Jenseits des M eers" sehr verschieden
von den Novellen die zu dies er Zeit erschienen waren.
Mit Bezug auf Sch~tzens Datum :rar den Anfang der zweiten
Periode,vielleicht nimmt er die Zeit de s Beginnens die-
ser Novelle,daher 1864-.
Schmidt, Charakteristiken, 469.
Kaster, Briefwechsel zwischen St r m und Keller, 10.
Bartels, Die deutsche Dichtuns der Gegenwart, 71.
24
sie gar nicht leben kann,und so fl~chtet sie ich gerne in
die Ar _ ihres Geliebten.
wviola ricolor~(l873) trifft eins der modernen
Probleme,_ das der zweiten Ehe. •Gibt es eine zweite Ehe,
oder dauert die erste nicht bis in alle ~Nig eit?u Zu die
ser Frage sagt Storrn ja,die erste dauere. Was w~re dann zu
tun? Und die L~sung: Nicht zu versuchen,die erste Ehe zu
vergeasen,sondern ein neues Le· en mit einer anderen Frau an
fangen,und die beiden verschieden bewahren. So wird die zwei
te Ehe durch die erste nicht geatert werden.
Aus dem eigenen Leben sta.mr11t diese Geschichte.
Auch Storm hatte seine erste Frau verloren und sich wie
aer verheiratet. Lange hat er auch an die Verlorene gedacht
und Ge lichte an sie geschrieben. Jedoch sollen er und seine
~weite :V
1
rau sehr gl11cklich geweaen,und wir mt\ssen nicl1t
glauben,dass sein Friede ·emals durch die Erinnerung an die
Erste gestart vvurde.
uAquis Submersus •• lautet der Titel von einer11 M ei
sterst~ck Stor 1873 geschrieben. In dem Husums unweit
liegenden .D!rflei ielsdorf stand damals eine alte Kirche,
deren Pastor Storms Schwager war. In dieser Kirche befallden
sich vier alte Bil er aus de 1 l 7t a Jahrhundert. Die beiden
mittleren Bilder stellten einen Prediger und seine Frau,die
an der Seite ein M!.dchen und einen etwa sechs j ~igen Knaben
dar. Im Rahmen dies es Bildes standen die Worte,~Incuria ser
vi aquis sub ersus.• Auch ein Totenbild desselben Knaben gab
es in der Kirc i1e. Man soll Storm erzählt haben, as Kind sei
in der nahelieg nden ~Priesterkoppel~ Jrtrunken worden . Aus
25
diesem Stoff bildete Storm seine Novelle.
Die Zeit der Geschichte liegt im siebzehnten Jahr
hurdert,und r11an will sie in einer alten Handschrift gefunden
haben. Also ist diese Novelle die erste von Storms sogenann
ten "Kroniknovellen". Der Held ist ein arn1er, junger M aler,
Johannes,der die schane,adelige Katharina, seine Jugend
gespielin, liebt. Ihr Vater stirbt,der Bas ewicht von einem
Bruder will sie zu einer unwtlrdig;en Ehe zwingen, und Johan
nes versucht, es zu verhindern. V on den Hunden des Bruders
gehetzt, steigt .Johannes in einen neben dem Schlosse stehen
den Baum,dann von aussen unbemerkt, steigt er durch das Fen
ster in das Zimmer der Geliebten. Erst moreen ntschl~pft
er ins geheim,und kehrt nach dem W alde zur~ck. Allein die
alte Gouvernante hatte ihn gesehen. Und als Katharina nicht
zurn Stelldichein k omrnt, ahnt der junge Maler das Ungll!ck; er
geht k~hn ins Schloss,fordert vom Bruder die Hand Kathari
nas,und. wird von demsel en geschos en.
Joharu1es genest mi t der Zeit, aber Katharina ist
26
unt erdessen verschvrunden. Vergebens sucht er sie. Erst nach
etwa fdnf Jahren trifft er sie zufälligerweise im Norden
Holsteins. Er be egnet ihr eimlich in einer W iese ,der ,,Prie
sterkoppel•, und erfährt, dass sie an einen strengen,recht
schaffenen Pfarrer geheiratet worden sei. Der vierjährige
Knabe,der i hm zu den :Fdssen spielt , ist sein eigenes Kind.
W~hrend die beiden sich herzen, fällt das Kind in den Sumpf
und ertrl\nkt. Der reuige Vater malt dem toten Knaben das
Bild,ir1 der H and tellt er eine I,ilie,und unten an das Bild
schreibt er die grausige,selbstbeschul igende Inschrift,
·"C.P.A.s. •( "Culpa patris aquis submersus'' ).
Im hachsten Gr· ie ersch~tternd ist diese Novelle,
wori11 Storrn eine ihm bis da.hin unerkannte Iiahe erreicl1t. In
der Literatur findet man sal t • e1 1. eine gleiche. \Vie in eine C11
Opal sehen wir die schwelenden,unheilbri11öanden Feuer mensch
licher Leidensc 11aften,und den fi;;indlichen,starenden Einfluss
eines unbegreiflichen Schicksals. In dieser Geschichte fin
den ir das lyrisc h e Ele ent, w~lchea die erste Periode so
stark kennzeichnet,und d nit -ie Einheit und den ZUsammen
nane; der zweiten Perio e. Eine etwas veraltete Sprache wir
gebraucht, als de Plan einer alten IIands chrif t mehr geeignet.
Biese scheint dieser •vornehn.1e, a terttlrnliche Stil" ganz gut
zu gefallen, aber Erich Schmidt f indet die ovelle ''hier u n d
da durcl1 Seltsarnheiten der Syntax,Flexion,und Wortfolge ver-
1
schn~ricelt."
Die nor iacna Land chaft,_ das rauschende eer,
das ~ooor,die H~ide,_ spielt hier k eine groase Rolle,wie
beim viel später erschienenen "Sch i r mnelreitern, doch haben
wir Pins elstreiche davon. Als Johanne s fort von seinem to
ten Kinde und dar ohnmächtigen Katharina mus ,tant ihm das
durnpfe Brausan des M eers immerfort, •gleich einem finsteren
Wiegenliede: "Aqu i s submersus, aquis subrnersus r Das hat
Stor:cn meisterhaft gedichtet. Wie in anderen N ovellen taucht
auch nier das musikalische Element stark auf. Diese Zisch
laute und die dunkeln Vokale a und u haben den Klang des
- -
Wassers,und das rhythmische Spiel r Wellen und das Schau-
keln des W ie2;enliedes erden durch den Rhythr nus dieser
l
Schmi t, Charakteristiken, ~73.
27
/
Worte auoh wiedergegeben:
- .J -~ - ....,, ('-') i
.Aquis suurersus
V .J~ - - (,,_,)
aquis su
1
uersus
Von nun an werden die psychologischen Novellen
in1n1er h&ufiger und tragischer. Der Dichter,der zuerst so
viele Eigenschaften der R:>mantiker zeigte,neigt sich jetzt
imrner mehr zum Real israus •
•RenateP(1877-78) ist die Geschichte von dem Kon
flikt zwischen der Liebe und dem Aberglauben. Der Sohn eines
altn1odischen, etwas abergläubischen Diakons l1at sich in
Renate, die Tochter eines reichen Bauers,verliebt,aber ihr
Vater s oll , 3i11en Pakt :nit dem Teufel ge acht haben, und
auch Renate kommt ins Gertlcht einer Hexe. Dieser Glaube
·wird durcl1 das grosse, ei11s ame Iiaus, des Vaters Aussehen,
die geschwätzigen Elstern, und letztens, du.roh des Vaters
Tod auf dem ·vv1lden 11oor bekräftigt. Auch werden das Aussehen
und Betragen Renatens von den iachbarn 1issdeutet.Der Lieb
haber ·nuss seinara Vater vor dessen Tod versprechen, er werde
Renate nicht heiraten. Noch mehr,er lässt sich in diesen
abergläu·bischen Wahn der Hexerei -aberreden,missdeutet Re
natens Bena~nen,und folglich betr!bt er sein eigenes Leben
und das des unschuldigen lßdchens. Bei seinern Tode erscheint
sie wieder ,und begltlckt seine letzta· n Augenblic„ e auf Erden.
In dieser Novelle,wie in "Irnmens ee•• und anderen,
zeigt der Dichtar seine wunderbare Gabe der Andeut ng. icht
was er sagt, was er verschweigt macht die Wirkung. Die zahl
rei han Ereignis e kann ~ an ant· weder nc tdrlich verstehen,
oder als Beweise er Hexerei betrachten.
r
Diese arossartige Novelle gehart der fdnf sogenann
ten "historischen Novellen" an,die der Dichter während des
letzten Jahrzehntes seines Lebens erzeugte. Die anderen
dieser Gruppe sind •Aquis Submersus'',uEekenl1of•{1879),~zum
Kronik von Grieshuus"(l883-8~), und ttEin ~es t uf aderslev
huus •• ( 1885 ) • Diese unterscheiden sioh von den gewahnlichen
historisc 1 1en Novellen darin, dass sie weder von einem his
torischen Charakter noch von einem hi torischen Ereignis
handeln. Sie stellen uns ,wie i~uer bei Storm,nur qas Schick
sal einer einzigen Person dar. Das Historische liegt darin,
dass Storm,durc11 seinen veralteter1 Stil und durch seine Er
z!hlungskunat, uns wie er in einer fr1lheren Epoche versetzt,
und uns die Ansichten und Sitten,das Leben und Treiben an
der ~r Zeiten darstellt. Er gibt uns de historischen Hinter
grund,da s 1iilieu, ohne uns die dazu g eh~rigen Charaktere und
Ereignisse z~ geben. Diese fdn f N ovellen befinden sich unter
den bedeuten ten seiner Werke.
Ein romantischer Zug erscheint auch in Storms ] är-
sich
Darunter zeichnet A" Hinzel neie r ''aus. Erich Schr.aidt
nerrrit es "eine nachdenkliche Geschichte ftlr die alten
Kinder, die hinter den ~ppigen Arabes en der reichen
l
Dicnterphantasie tiefere Gedanken finden.
11
an kannte es
mit recht ein träumerisches Gedic t nennen,denn wie in einem
Trau1n kommen uns die rasch wechselnden Szenen und die phan tastische !1andlung vor. Es ist die Geschichte eines Ifuaben ,
der den Rose gart~n und da, Rosannäd~hen suchen will,die
1
Schmidt, Charructeristi en, ~56.
29
ihm seine Jugend llfilaer gr11n bewahren kann. Aber er lässt sich
VO Ll Suchen abbring n. Zwei 1nal oder drein1al späht er das R:>sen
rn!tdchen, dooh sogleich setzt ibrn der Ra·be,der ihn begleitet,
Sy i1 ol der starend...,n Elenente,ein Paar grtlne Brillen auf die
Nase,und er kann das Rosenrn!dchen nicht sehen. Er stirbt,ohne
das Ros erun!dch e1 ge u r1den zu haben. Selbst in dieser Märchen
behandelt Storm das gewahnliche Thema,_ die Unfähigkeit des
Helden,sei1 Gl~ck zu erreichen.
In "Pol e Poppenspäler"(l873-74-),einer reizenden
Jugendgeschichte,werden uns Erinnerungen an Storms Kind
heit erz&hlt. Als Knabe hatte er einige Puppenspiele in
seiner Vaterstadt gesehen,und sie hatten einen tiefen Ein
druck auf ihn gemacht, wie wir in dieser Novelle erfahren.
Seltsara ist das !lrcl1an °Buhlmanns I1aus,
11
die Ge
schiente von einem geizigen Herrn und ·seinen zwei grossen
Katern. Der H~err wir · i.tnrner kleiner und die Kater i rnrner mäch
tiger, bis sie ihn endlich ~berwältigen und bewacnen,dasa er
aus den1 Hausa ar nicht komn1en kann,und noch jetzt
1
Na.hr
scheinlich dort verhaftet steht. Die Nilde Phantasie und die
uru ei1 nliche Wirku:q.g di~ses !rchens sind den Schleswig-Hol
st einern, und besonders Storm sehr eigenartig. Der nordische
Volks
0
laube ist voll dieser seltsamen Sagen und Geschichten.
11
Psyche'' ( 1875) ist ein Wl.lnderachanes, j auchzendee
Liebeslied in Prosa. Der Begriff klassischer und k~nstler
ischer Schanheit wird durc1 die Rett n eines [ädchens aus
den vt~rmiachen Wellen,und durch das Steinbild des ~dchens,
das er ~nstler-Retter macht,stark 1ervor ehoben.
30
Im Jahre 1880 verliess Storm Husum und siedelte in
Haderuarschen ein. Ungef!hr zu dieser Z ..... it fängt die dritte
Period seiner literarischen T!tigkeit an,und dauert bis an
s ·inen Tod ach~ Jahre später. Er war dann dre i und sechzig
Jahre alt,ein erfa.hrener,gereifter ann. Die Sor~en und die
Erlebnisse 1 1atten ihn schon gepr"!ft. Auch jetzt finden wir
keine pl~tzliche Ver~derung weder in seinem Charakter noch
in seinen Werken. So etwas befindet sich nie bei Storm.
Adolf Bartels sagt:uKaur.a eine deutsche Dichterent
wickelung ist so gleic hmässig , i nirner ehr aufsteigend,wie
die Storms; er v erliert nichts und gew· · nnt i mn1e r n cn hinzu,
in der M asse, ass seine Stbrununosnovelle zuletzt f ast als
Charakternovelle erscheint,und seine letzten W r ke,wenn
nicht die poetischsten,doch die enschlich bedeutungsvoll-
1
sten si11d." Zwar hat Bartels im Allgeraeinen rec · t,doch kann
m.an solch e Novellen wie "Karsten Kurator" und " Renate••,
desto weniger die später eracilienen en "Der I{err Et atsr a t
11
und '' zum Chronik von Grie huua" kaum St i rmnungsn ovellen nen
nen. Die Char a1.<:ters chil er ung und die realistische IIandl ung
sind hier die I
t z ecke, n i e ht die St i rnrnung .
Im ganzen untersc heid~n sich die oetreffenden Novel
len von den fr·aher en durch den angel an Probleraen. Statt
deren tritt eine tiefer e Tragik ein. Sie werden i mmer kr!f
tiger,erach~tternder. Das psychologisch e Ele nent ble i bt,aber
mit einer Ausna.hme,u Ein Bekenntniau,bleibt das Problem weg.
l
Bartels, Die eutscne Dichtung er Gegenwart, 73.
31
Die gresste und kr~ftigste der l1istorischen Novellen
heisst,•Ein Fest auf Haderslevhuus"(l885). Sie ist eine
herrliche Darstellung von dem hafischen Wesen in den alten
holsteinschen Schlassern w!!hrend der Regierung des Dllnen
kanigs,Waldmar Atterdag,aJ.so im vierzehnten Jahrhundert.
Claus Lembeck ist ein typischer d&nischer Ritter.Er
wohnt in einer zugefallenen Hahefeste mitten in den damali
gen UrwUdern Holsteins. Des Ehrgeizes wegen ratet er den
Sohn,er solle eine adelige,4berm~tige Witwe,Mitglied der
grossen Schauenburgar Familie,heiraten. R>lf tut es,aber
das \Vilde ,heftige Benehmen der Frau wird ihm bald widrig.
Eines Tages w!hrend der Jagd kommt er zufällig auf das
kanigliche Schloss Haderlevhuus, und als er von de n Walde
aus die ~te Burg betrachtet,sieht er des Schlossmanns
schane Tachterlein aus dem Fenster lehnen. Sie gr11ssen
einander mit Worten aus •Trista.n und Isolde•,und bald wer
den sie in einander verliebt. Jetzt folgt viele zarte,heim
liche Liebesszenen. Der l1ella ondensc11eir1,das Lied der
Nachtigallen, und der sc1 1were Duft der V/aldblumen berauschen
sie.
Abe~ die verlassene Frau entdeckt die Treulosigkeit
ihres Mannes ,und ~berlegt ,wie sie sich rächen kanne •. Sie
schickt ihn auf einige Tage fort,und wA.hrend seiner Abwesen
heit offenbart sie alles dera k~niglichen Schlossmann. Erst
jetzt erf!hrt das Tachterlei~ Da 1 ,wer ihr Liebhaber ist.
Sie gibt sich der Verzweifelung ~ber,und stirbt aus Gram.
Ehe sie stirbt m uss der Vater ihr versprechen,der
Gelieote d~rfe ihren Leichnam sehen . Mi, hallischer Schlau-
32
heit l!dt ihn der Vater zur Hochzeit seiner Tochter.Voll
Angst und W'under geht Rllf Lembeck dahin,und findet nur den
bleichen Leiohnara des MA.dchens auf der Totenbahre liegen.
Ausser sich vor Weh ergreift er den Leichn run,und st~rzt
damit von dem Turm in den alten Schlossgraben hinunter.
Das Bild von den vergangenen Zeiten in Holstein,
vom Urwald,d'er darnals dagewesen, von den alten,zugefallenen
Schlt!lssern, w_ e~ches di ese Novelle gew!hrt, i~t kastlich. Die
Leute sind vo n den verschiedenen Ständen des ·Adels,und geben
uns einen Einblick in das Leben deren Zeiten. In dieser
Geschicl1te tritt das psycholo gisch e Element nicr1t so stark
vor,und statt dessen f inden wir das lyrische i n all ihrer
farbigen Sc}1~nheit wieder. Die musikalische Spracl1e ist auch
merkrlrdig. Schtltze sagt:
11
In der ersten Fassung ging dieser
Abscl1nitt der Erzählung unwillktlrlich in rein jambischen
l .
1.Vthmus ~ber.u Obgleich Storrn den Rhythmus aus der Novel-
le später genommen hat,dooh bleiben die m usikalisch en Tane
noch. Ein meisterhafter Zug ist der Gebrauch von den schenen,
altertt\mlichen Wort en aus "Trist an und Isolde. •
Auch heute gibt es zu Zeiten lebl1af te n W ortstreit,
ob man einem unheilba~Kranken den Tod geben d~r f e,um ihn
dadurch aus gros s en Q ual en zu l~aen. Paul Heyse hat te diese
Frage in "Die s chwere Pflicht u und •• Auf Tod und Leben" be
sprochen., allein St or1 11 gefiel dieses Handeln nicht. Darurn
schrieb er seine M einung ~bar dies es Problem in Ein Bekennt
nis"(l887). Die Lasung ,wozu er •gel angt ist:unas Leben ist
die Flame, die tlber allein leuchtet, in der die Welt entsteht
l
Sch~tze, Theodor Storm, 257.
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und untergeht; nach dem Mysteriwn soll kein Mensch,kein M ann
der Wissenschaft seine Hand ausstrecken,wenn er's nur tut
im Dienst des Todes,den sie wird ruchl os gleich der des
l
l!a rders J "
Ein junger Arzt heiratet eine schane,liebensw!rdige
Jungfrau. Diese ist niemals krank gewesen,weiss nichts von
dem k!rperlichen Sc hmerz,und eben darum fflhlt sie eine Todes
angst davor. Eine Zeit lang flieset ihr das Leben gl~cklich
vorbei,aber nach und naci f asst sie eine langs arne,schmerzvolle,
und :Nlrchterliche Krankheit,die f!r ganz unheilbar gilt. Der
'
Sclnnerz wird i m rner grasser, bis er fast unert räglich ist·. Die
arrne Frau fleht den Gemahl, ihr aus dem Leben zu helfen. In
ein em Augenblick der Angst gibt er ihrer Bi t te nach,und er
teilt ihr eine Einschläferungsrnittel. o schläf t sie ein.
Erst später erf!hrt e~, dass gerade dann,während die
Frau noch lebte,man eine Heilungsmittel durch eine Operation
gefunden habe. Kurz darnach best!tigt er die Kunde durch eine
selbstgemachte Operation. Jetzt ftlhlt er sich einen M örder.
Er verweigert sich,sein Gl~ck durch eine Ehe mit der Tochter
der Geheilten zu versichern,und geht in die 1itte Afrikas,
urn seine St!nde zu btlasen, u11d sicl1 der Wiederherstellung des
Lebens zu widmen.
Diese Geschichte st eht unter den vollko ensten und
erschl!tterndsten,die Storm j e geschrieben. Sie ist die letz
te un ·
0
rasste seiner Problemnovellen. M it einem m ächtigen
Schwung fl!hrt er den Leser durch die Erlebnisse dieses Arztes,
l
storm, Ein Bekennt nis, W erke,VIII,161.
und ~berzeugt ihn,daas dieser recht hat,wenn er sagt,ma.n
d~rfe die Hand niemals gegen das Leben eines itmenschen
ausstrecken.
W!hrend der letzten Jahre seines Lebens f~rchtete
Storm,seine Kräfte kannten ihm fehlen,sodass er Schlechtes
oder Unbe eute des schreiben kannt e . \ ie ein Gespenst scheint
dies er Gedanke ihm zuweilen zu verfolgen. Das er ganz unbe
grtlnde t war, beweist Storrns letzte Nove1·1e, "Der Schir elreiter•
(1886-88).
In diesem Werke geht Storni wieder in den reichen
Sagenschatz seiner Vaterstadt zur~ck ,und erzählt uns eine im
Grunde nordis c e Geschichte. Darin,wie in noch keinem von
Storms Werken,schildert er aufs schanste die K~ste chles
wiga,mit ihren Deichen,mit dem •tiefen Kooge bis zum Deiches
rand•~, ·und mit dern. bie eren Bauern der Umgegend.
Hauke Haien war der SOhn eines ziemlich arm en Bauers.
Er besass,aber,eine Gabe f~r die Mathematik, und daher kar.
es,dass er,anstatt in das Leben eines Bauers zu treten,eine
durcl1 den Vater enverbte Stellung im Hause des alten Deich
grafen bekam. - Dessen Tochter,Elke,wurde Hauke bald geneigt,
••
was Ole Pet~rs, em Diener des Deichgraf en,ein grosses Arger-
nis ver1 .1.rsachte. Von nun war er I-Iauke immer feindlich.
Mit der Zeit ,vurde der Alte schwächer,und IIaulce l1atte i rnr11er
mehr die Aufsicht ~ber den Deich. Endlich starb der Deich
graf,u- d der Oberdeichgraf, er Pastor des Dorfes,und der alte
Bevoll 1. ächtige , J en -;ianners, sollten einen neu n erwn.b l en. Da
Hauke nur ein ·leines Stdc Ackerland besa~s ,so z~gerten die
se _ . Mn er, i hn zu einen 1 so hohen Alnt zu erwähl n. El e, aber,
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da sie ieses erfuhr,erkl!rte,sie wolle Hauke heiraten;sie
seien schon lange verlobt. Dann besitze er vi 1 Land. So
wurde liauke Haien Deichgraf.
Von Kindheit auf war Hauke irmner schweigsam und
d"!ster. Die Leute verstanden ihn nichtjihnen schien er ver
d!c~tig . Auch jetzt waren sie ihm abgeneigt. Ole Peters war
nicht mehr Diener,sondern ein selbstst~diger Bauar,und ge
h~rte sogar dan Deichbevollmächtigen. :Er hatte das .Amt des
Deichgr afen f~r sich gewdnscht,und nachdem es seinem fr~he
ren Nebenbuhler gegeben wurde,verlor er keine Gelegenheit,
dem neuen Deichgrafen zu schaden. furch die von ihm ausge
breiteten Ger~chte ge.ann Hauk~ Haien immer mehr den Wider
willen der Leute.
Von lange her 1atte Hauke einen Plan gehegt. Nach
seiner Rechnung sei der alte Deich nicht gut; der Profil sei
er
zu steil. Darur.a machte Reclmu ngen ftlr einen Neu en. Er
sollte sich dem alten ansch~iessen,und eine grosse,neu vom
Me r abge.onnene W iese umf angen.
Es ging an die Arb it. Die Karren fuhr en hin und
her; Stroh, Erde, und Gestein wurden mi t r osser Mtlhe ge
bracht. Die Scharen der Arbeiter murrten;doch endlich
war der Deich fertig. Nur an einer Stelle befand sich eine
Schwachheit,_ a,wo er alte Deich und der neue sich anschlos
sen. Und hier tritt der aJ.te,in vielen L~dern bekannte Aber
glaube vor, m a m tiase erwas Lebendiges in as Werk begraben,
damit es standhalten kenne. Als sie diese schwache Stelle
schloasen,ergriff man einen kleinen H un ,und wollte ihn in
den Deich begraben. Der Deichgraf aber rettete das Tierchen,
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und gewann dadurch den Ha und da isstrauen seiner Arbeiter.
Die Zeit verging. Hauke wurde krru1k,und als er end
lich wieder aufstand,fand er,daas die Krankheit noch im Leibe
und auf seinem Sinn lag. Er hatte weder dieselbe Energie noch
dens elben Mut,wie fr~her. Er stieg auf seinen Schinllnel,und
ritt längs des Deichs. Die hohen Fluten hatten diesen an der
schw chen Stelle gesch&digt,und Hauke entschied sich,auf einen
Un1bau des alten Deicl1s einzugehen.
Aber die Leute widerstritten seine Pläne. Zuletzt
gab H uke ihnen nach,und gemlgte sich mit einer Flickarbeit.
Dies r Fehler ist sein Verderben geworden. Bald kamen die
Springfluten,und d.rahten,al.les it fortzureissen. Auf seinem
Schimmel jagte Hauke dahin,eben zur rechten Zeit,die van Ole
Peters ru1gereizten Leute zu verhindern,dass sie den neuen
Deich nicht durcl1s tächen. Denn so hoff ten sie den alten zu
retten. Daf'!r waren sie zu spät. Die grossen,schwarzen Wellen
sttlrzen l1erein,u11 d 1'.berfluten di e sch~nen Felder. Die Leu ,e
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des Da f s hatten sich schon nach ees t begeben. Des Deich-
grafa1 Familie befand sich zu Hause auf einer Werfte so nen
nen die Hol teiner ~ie kleinen Erdh!gel,worauf sie die H!user
bauerJ ) •
Doch vrfill.rend die wilaen Wässer sich tlberaJ.1 breiten,
sieht Rauke Haien einen Wagen rasch herankommen. Darin sitzen
seine Frau und sein junges Kind. Gegen das Brausen der Winde
und ässer ka11n Haukes warnende Stin e i cr1ts . Vor seinen
Aug n versc~winden i e Geliebten unter die We l en Verzwei
felnd stt\rzt ann auch er ins \Vasser,und bt\sst it de n IJ e
ben ,en einzigen Fehler U nd o· a a ein Fehler w r,o er nur
die .. · r :1;1 e er Krank eit auf seine k
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Asset Metadata
Creator
Wilkinson, Roy Albert
(author)
Core Title
Die Novellen Theodor Storme und deren Beziehung auf sein Land und Leben
School
College of Letters, Arts and Sciences
Degree Program
German
Degree Conferral Date
1916-06
Publication Date
04/29/1916
Defense Date
04/29/1916
Publisher
Los Angeles, California
(original),
University of Southern California
(original),
University of Southern California. Libraries
(digital)
Tag
OAI-PMH Harvest
Format
theses
(aat)
Language
German
Contributor
Digitized from microfilm by the USC Digital Library in 2023
(provenance)
Permanent Link (DOI)
https://doi.org/10.25549/usctheses-oUC113174154
Unique identifier
UC113174154
Identifier
G '16-3 (call number),etd-WilkinsonRoy-1916.pdf (filename)
Legacy Identifier
etd-WilkinsonRoy-1916
Document Type
Thesis
Format
theses (aat)
Rights
Wilkinson, Roy Albert
Internet Media Type
application/pdf
Type
texts
Source
20230616-usctheses-microfilm-box8
(batch),
Undergraduate Papers
(subcollection),
University of Southern California
(contributing entity),
University of Southern California Dissertations and Theses
(collection)
Access Conditions
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Repository Name
University of Southern California Digital Library
Repository Location
USC Digital Library, University of Southern California, University Park Campus MC 2810, 3434 South Grand Avenue, 2nd Floor, Los Angeles, California 90089-2810, USA
Repository Email
cisadmin@lib.usc.edu